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Am 07.Juni war Tag der Apotheke

 

Natur und Gesundheit gehören für mich untrennbar zusammen. Die Wirkung der Natur auf uns, lässt sich für mich ganz leicht erklären. Wir haben quasi das „Natur-Gen“ noch in uns. Vor sechs Millionen Jahren begann die Entwicklung der Menschheit. Damals lebte man ausschließlich in und von der Natur. Erst mit Einsetzen der Industrialisierung vor 200 bis 300 Jahren, entfernte sich der Mensch aus der Natur und begann sich in städtisches Umfeld zu begeben. So kann man sagen, dass wir zu 99,99Prozent mit und in der Natur lebten. Das ist der Grund, dass Natur immer noch auf uns wirkt.

 

Ich möchte zwei Wegbereiter der Naturheilkunde, etwas näher beleuchten.

 

Zum einen Hildegard von Bingen. Hildegard von Bingen verfasste medizinische Abhandlungen, basierend auf ihrem Kräuterwissen. Ihr Werk "Causae et curae" setzt sich beispielsweise mit Entstehung und Behandlung verschiedener Krankheiten auseinander.

Hildegard brachte die medizinische Tradition ihrer Zeit mit dem Heilkräuterwissen aus der Volksmedizin zusammen und schuf so eine vollkommen neue Volksmedizin. Ihre Heilmethoden erfuhr sie nach eigenen Angaben auch durch göttliche Visionen, in denen sie die Wirkung von Heilpflanzen oder auch gesunder ganzheitlicher Ernährung erkannte.

 

Zum anderen Pfarrer Sebastian Kneipp. Er sah die Gesundheit von uns Menschen auch ganzheitlich. So setzt er seine Gesundheitslehre auf fünf Säulen:

 

Erstens, das Wasser. Wer kennt es nicht das Kneipen - Güsse, Bäder, Waschungen, Wickel, morgendliches Tautreten.

 

Als zweite Säule setzt auf die Ernährung - Kneipp setzte sich ein für eine einfache, naturnahe Vollwertkost ein. Als „Kraft-Nährmittel“ führt er 3 Rezepte auf: Kleienbrot, Kraftsuppe, Honigwein. „Das Kochbuch im Sinne Kneipp’s“ von 1897, verfasst nach den Vorschriften und Vorträgen Kneipps noch zu Lebzeiten, präsentiert über 1561 Gerichte – auch aus Wildpflanzen: Spitzwegerich-Strudel, Waldmeister-, Löwenzahn-, Erdbeerblätter-Schöberl, Löwenzahn-Spinat, diverse Wildkräuterknödel wie sie zu Kneipps Zeiten im Wöreshofener Kur-Restaurant aufgetischt wurden.

 

Seine dritte Säule sind Heilkräuter: „Fast sämmtliche meiner Thee und Extrakte, Oele, Pulver rühren von früher geachteten, jetzt vielfach verachteten, spottbilligen Heilkräutern her, welche der liebe Herrgott im eigenen Garten, auf freiem Felde, manche um’s Haus herum an abgelegenen Stellen wachsen läßt, Heilkräutern, die meistens keinen Pfennig kosten.“ Kneipp setzte damit einen bewussten Kontrapunkt zur damals erblühenden Pharmaindustrie. Der Pfarrer stellt in seiner „Kleinen Hausapotheke“ 40 heimische Kräuter vor, dazu ergänzende Substanzen wie z.B. Knochenmehl, Kohle, Honig, Leinöl. Die meisten seiner Heilkräuter sind Wildkräuter, die im Garten als „Unkraut“ gejätet werden: Wegwarte, Wermut, Baldrian, Bitterklee, Brennnessel, Schlehenblüten, Hagebutten, Mistel, Minze, Wachholderbeeren.

 

Viertens Bewegung: Kneipp empfiehlt keinen Hochleistungssport, sondern sanfte Bewegung im Freien: Zu seiner Zeit war das meist Spazierengehen oder Wandern. Sonnenlicht kurbelt die Vitamin-D-Produktion an.

Der Sauerstoffgehalt im Grünen belebt, der Duft (ätherische Öle) von Blumen, Kräutern und Bäumen wirken entspannend auf den Vagus-Nerv. Kräuterwandern und Gartenarbeit wirken aufbauend auf Kraft, Beweglichkeit und vegetatives Nervensystem. Barfußgehen und Tautreten aktivieren die Fußrefexzonen und galten ihm als besonders empfehlenswert.

 

Und last but not least Ordnung, oder Lebens-Ordnung: Körper, Geist und Seele sollen nach Kneipp auf einem möglichst (stabilen) energetischen Niveau in Balance sein. Kneipp empfiehlt dazu gerade den „überspannten“ Menschen aus der Stadt strukturierende Maßnahmen mit Naturkontakt. Wir entdecken diese Qualität gerade neu im „Waldbaden“. Die Idealform, alle Kneippschen Säulen entspannt zu leben, ist jedoch ein Garten: ob Stadtgarten, Naturgarten, Nutzgarten, Selbstversorger- oder Schrebergarten. Alle Sinne im Einklang mit der Natur zu entspannen. Reiche Ernte ist der Lohn.

 

Diese beiden Persönlichkeiten Hildegard, die alte Volksmedizin sammelte und zu Papier brachte und Pfarrer Kneipp haben die Naturheilkunde in unseren Breiten nachhaltig geprägt. Derzeit scheinen wir uns wieder dieses alten Wissens zu besinnen und Natur-Heilkunde erlebt eine gewissen Renaissance.

 

Quellen: Hildegard von Bingen: ein Artikel aus dem Magazin „Planet Wissen“

Pfarrer Kneipp: Beitrag aus phytodoc.de