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„Altes“ aus einer Kräuterküche
Der „Maiwipferlhonig“
Vermutlich kennt jeder die Fichte (Picea abies). Sie ist ein mächtiger Baum und bestimmt über weite Gebiete unser Landschaftsbild, von Tallagen bis ins Gebirge.
Sie ist nicht nur ein wichtiger Holzlieferant, sondern auch Rohstofflieferant für diverse Heilmittel. So werden aus ihrem Harz Salben und aus den Maiwipferln, also den frischen hellgrünen Trieben, Tees, Öle, Kräutersalze, Liköre, Sirup, „Honig“, Kräuterbutter oder Franzbranntwein hergestellt. Eine weiter Anwendung finden die Nadeln als Badesalz, darüber habe ich ja bereits nach Weihnachten geschrieben.
Aktuell treiben die Fichten aus. Die frischen hellgrünen Triebe werden, bezeichnender Weise, „Maiwipferl“ genannt. Der sogenannte Maiwipferlhonig durfte früher in keinem Haushalt fehlen. Es gibt wohl zig Rezepte dazu.
Ich möchte Euch ein weniger populäres Hausmittel meiner „Tante Minnerl“, aus dem niederösterreichischen Mostviertel vorstellen.
Zutaten: 1 Hand voll Maiwipferln der Fichte (genauso gut eignet sich Tanne, Lärche und Kiefer, oder eine Mischung daraus) und 2 Hände voll Löwenzahnblüten, etwa die gleiche Menge an Zucker (ich bevorzuge hier Bio – Roh-Rohrzucker); eventuell eine Bio-Zitrone.
Zubereitung: Maiwipferln und Löwenzahn mit Wasser auffüllen in Summe ca.1 Liter. Den Ansatz mit den Zitronenscheiben aufkochen und 24 Stunden stehen lassen.
Am nächsten Tag über Küchentuch abseihen, ausdrücken, Saft abmessen, genauso viel Zucker hinzufügen (1 l Saft - 1 kg Zucker).
Dann das Ganze köcheln lassen, bis eine dickflüssige Masse entstanden ist. Den Fichtenspitzensirup in sterile Gläser füllen, gut verschließen – fertig.
Heilwirkung: Der Sirup (Honig) wirkt gegen Erkältungskrankheiten, Erkrankungen der Atemwege – bei Husten und ist auch eine vorzügliche Delikatesse auf dem Frühstücksbrot. 😉
Zum Sammeln: BITTE nur so viel Pflücken, wie Ihr wirklich braucht. Nicht ganze Zweige abernten, nur wenige Triebe von einem Baum sammeln. Löwenzahnblüten – vielleicht nicht gerade aus Hundeabwurfzonen sammeln. Schon beim Sammeln nasche ich immer etwas von den Wipferln.
Wie bei vielen Rohstoffen für Heilmittel – nur sauberes Sammelgut verwenden oder vor der Zubereitung gut waschen.
Verwechslungsgefahr: eventuell mit der Eibe, also nur sammeln wenn Ihr Euch sicher seid!
Neugierig mehr zu erfahren?
Das und noch viel mehr könnt ihr in meiner Seminarreihe "die Waldapotheke" kennenlernen http://www.waldpaedagogik-grolig.at/Die-Waldapotheke/
Warnhinweis:
Nicht bei Allergie auf einen der Inhaltsstoffe Asthma bronchiale, Keuchhusten, Hauterkrankungen, Herzinsuffizienz und Bluthochdruck anwenden.
Maiwipferlhonig, wenn`s schnell gehen soll:
Glas halb mit Honig und die andere Hälfte mit Maiwipferln befüllen Auf jeden Fall so viel, dass die Fichtenspitzen vollständig mit Honig bedeckt sind.
Aufs Fensterbrett stellen, 1 bis 2 Monate zeihen lassen, abseihen und in Gläser abfüllen und an einem kühlen und dunklen Ort aufbewahren.